Nach wie vor ist der Markt der dualen Systeme – immer noch das Kerngeschäft der Grüner-Punkt-Gruppe – von hartem Wettbewerb geprägt. Im Berichtszeitraum hat sich unser Unternehmen weiter intensiv für faire Wettbewerbsbedingungen im Sinne unserer Kunden eingesetzt, auch wenn das neue Verpackungsgesetz seine volle Wirkung erst noch entfalten wird. Unser Ziel ist es, die Wirtschaftlichkeit deutlich zu verbessern – und das in einem äußerst schwierigen Markt. Der Ansatz unseres Managements besteht in einer ganzheitlichen Herangehensweise: Während viel Engagement in die weitere Entwicklung der Märkte investiert wird, arbeitet die Gruppe gleichzeitig an effizienteren Kostenstrukturen – etwa verbesserten Lieferantenbeziehungen (zum Beispiel die ständige Anpassung der Vertragsbedingungen für Betreiber von Sortieranlagen für Leichtverpackungen).

Boom bei Kunststoffrezyklaten erwartet

Der Druck auf die Industrie wächst, nachhaltige Lösungen für Kunststoffe in Verpackungen und anderen Produkten zu nutzen. Doch das hat sich noch nicht auf den Markt für Kunststoffrezyklate ausgewirkt. Entsprechend hat sich dieser Geschäftsbereich der Gruppe bisher nicht ausreichend zufriedenstellend entwickelt. Doch der Turnaround steht bevor: Die Nachfrage nach hochwertigen Rezyklaten aus Kunststoffabfällen wird steigen. Daher bereitete sich die Unternehmensgruppe darauf vor, diese Nachfrage zu bedienen. In die beiden Anlagen der Systec Plastics Eisfeld und der Systec Plastics in Hörstel wurden allein 2018 3,7 Millionen Euro zum Erhalt und zur Kapazitätserweiterung investiert. Für 2019 sind Investitionen von etwa zehn Millionen Euro geplant.

Preisgekrönte Anwendungen

 

Die 2012 von der Werner & Mertz GmbH gegründete Recyclat-Initiative konnte sich 2017 über einen weiteren Deutschen Verpackungspreis freuen. Den Partnern gelang es, Klappdeckelverschlüsse aus 100 Prozent recyceltem Polypropylen (rPP) herzustellen, die unter anderem auf Verpackungen für den Frosch Zitronenreiniger eingesetzt werden. Das Rezyklat – Systalen PRIMUS PP – liefert der Grüne Punkt. Und der Hersteller COMPO nutzt HDPE-Flaschen, die bis zu 90 Prozent aus Systalen bestehen. Die neue Premiumverpackung für Flüssigdünger im Sechskantformat wurde 2018 mit einem Deutschen Verpackungspreis in der Kategorie Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Ein weiteres gutes Beispiel für den Closed Loop – aus einer gebrauchten Verpackung eine neue Verpackung herzustellen. Um Rezyklate rückverfolgbar zu machen und eine eindeutige Kennzeichnung auf Verpackungen zu ermöglichen, haben wir die RAL-Gütegemeinschaft Rezyklate aus haushaltsnahen Wertstoffsammlungen e.V. initiiert. Ein Gütezeichen bescheinigt, dass Rezyklate aus den haushaltsnahen Sammlungen gebrauchter Verkaufsverpackungen eingesetzt werden. Während der Rezyklatemarkt vor einem Boom steht, ist unser Umsatz im Kerngeschäft – die Beteiligung von Verkaufsverpackungen am dualen System – rückläufig, da sich große Kunden umorientiert haben. Der Marktanteil des Grünen Punkts bei der Beteiligung von Leichtverpackungen (LVP) hat sich von 38,55 Prozent 2016 auf 29,11 Prozent 2018 verringert.

LEUCHTTURMPROJEKT:

 

WC-FRISCH AUS DEM GELBEN SACK

 

Jeder kennt sie: PET-Schalen, die etwa Tomaten oder Kräuter schützen. Sie bekommen nun ein zweites, drittes oder viertes Leben – als Körbchen für WC-Frischesteine. Bisher gab es keinen Recyclingweg für PET-Schalen. Werner & Mertz und der Grüne Punkt arbeiteten bei der Entwicklung eng zusammen. Und das Beste ist: Die Körbchen sind anschließend vollständig recycelbar – so kann daraus theoretisch immer wieder ein neues WC-Frisch werden (Tray-to-Tray-Recycling).

Steigende Beteiligungsmenge, sinkender Marktanteil

Diese Entwicklung ging allerdings einher mit einer steigenden Beteiligungsmenge insgesamt – betrug sie 2016 noch 1,558 Millionen Tonnen LVP, so stieg sie auf 1,728 Millionen Tonnen 2018. Zurückzuführen ist dieser Anstieg auf strengere Regeln in der bis 2018 gültigen Verpackungsverordnung und aktualisierte Clearingstellenverträge zwischen den Systemen, die maßgeblich vom Grünen Punkt vorangebracht worden sind (mehr dazu im Kapitel Markt). Folgen hatte auch die Insolvenz des Wettbewerbers ELS Systeme GmbH Anfang des Jahres 2018, die von den übrigen Systembetreibern aufgefangen werden mussten. ELS konnte Forderungen der Kommunen und insbesondere der mit der Sammlung von LVP und Glas beauftragten Entsorgungsunternehmen nicht mehr bedienen. Auch fällige Nachmeldungen aufgrund in den Vorjahren zu wenig gemeldeter Beteiligungsmengen konnte ELS nicht mehr leisten – der finanzielle Schaden in Höhe von geschätzt 80 Millionen Euro macht sich ebenfalls negativ in den Bilanzen des Grünen Punkts bemerkbar. Diese Entwicklung machte die weitere Optimierung der Kostenstrukturen notwendig. Dazu gehörten neben Anpassungen bei den Personalkosten (siehe Kapitel Soziales) die intensive Digitalisierung der Arbeitsprozesse über die 2016 eingeführte Sharepoint-Plattform sowie das Customer-Relations-Management-System (CRM), in das bis Ende 2018 alle Abteilungen der Gruppe einbezogen worden sind. Zudem können Hersteller mit geringen Mengen an Verkaufsverpackungen online über die Plattform www.verpackgo.de schnell und rechtssicher die Beteiligung ihrer Verpackungen erledigen. Auswirkungen haben auch die neue Zentrale Stelle Verpackungsregister (ZSVR) und ihre Datenbank LUCID, in der sich verpflichtete Hersteller registrieren müssen. Voraussichtlich mehrere Hunderttausend Kunden zusätzlich werden sich am System beteiligen. Dies effizient und kundenfreundlich zu ermöglichen, war eine der wichtigsten Aufgaben und Chancen des Jahres 2018. Neben der Erweiterung der Online-Kommunikation trug auch der Ausbau der Telefon-Hotlines zur Bewältigung dieser Herausforderung bei.

 

Ein Blick in die Zukunft: Mit unserem Umzug in ein neues Verwaltungsgebäude, der für Anfang 2020 geplant ist, sollen die internen Prozesse weiter digitalisiert, verschlankt und beschleunigt werden. Digitalisierte Prozesse sind nicht nur schneller und kostengünstiger, sondern auch ökologisch vorteilhaft, da Ressourcen wie Papier sowie energieverbrauchende Flächen weitgehend eingespart werden können.

Wertvolle Wertstoffe

Was passiert, wenn unser Abfall in der Tonne gelandet ist? Deutsche Verbraucher sortieren Verpackungen meist in drei Fraktionen: Glas, Papier und Leichtverpackungen, also Aluminium, Weißblech, Kunststoffe, Verbundstoffe. Unsere Grafik verfolgt ihren Weg durch die Papier- und Sortieranlage sowie die Glasaufbereitung. Verschiedene Materialien werden getrennt, gereinigt und bestmöglich recycelt. Damit daraus etwas Neues entstehen kann.

 

Eine animierte Version ist zu finden unter www.gruener-punkt.de/waswirdworaus

NACHHALTIGKEITSBERICHT 2017/2018

 

Wirtschaft

 

Lesen Sie den ganzen Bericht zum Thema Wirtschaft im Nachhaltigkeitsbericht 2017/2018

 

Artikel lesen